Am Mittwoch, dem 22.09.2004, trafen sich Eckart und ich mit Andreas von der ArGe Muschelkalk gegen 11:30 Uhr auf dem Parkstreifen gegenüber dem Eingang des Hohlen Steins. Geplant war das ziehen eines Polygonzuges in einem bislang noch nicht vermessenen Gangabschnitt. Damit sollte an bereits durchgeführte Vermessungen angeknüpft werden.
Nachdem wir uns begrüsst und miteinander bekannt gemacht hatten, galt unsere Aufmerksamkeit der aktuellen und zu erwartenden Wetterlage, da Regenfälle im Laufe des Abends angekündigt waren. Gemeinsam fällten wir den Entschluss, bis zum Wassergang zu gehen, und die weitere Befahrung vom dortigen Wasserstand abhängig zu machen.
Gegen 12:30 Uhr begann nun also unter Führung von Andreas meine erste Befahrung des Hohlen Steins. Ausgestattet mit Vermessungsmaterial, Akkubohrhammer zum setzen der Messpunkte und was man sonst noch so braucht, erwies sich der etwa 300 Meter lange Schlufbereich am Anfang der Höhle als Herausforderung an Kondition und Material. Meine am Schleifzeug befestigte Handlampe verlor ich schon nach wenigen Metern, sie wurde jedoch dankenswerterweise vom hinter mir schlufenden Eckart aus der trüben Brühe gefischt.
Bereits im laut Andreas sehr leerem Schlammsiphon zeichnete sich ab, dass auch der Hohle Stein dieses Jahr im Mittel einen sehr niedrigen Wasserstand zu haben scheint. Es lässt sich vermuten, dass dies mit dem ungewöhnlich heissem Sommer 2003 und dem niederschlagsarmen Frühjahr 2004 zusammenhängt, da sich ähnliches in anderen Wasserhöhlen beobachten lässt.
Nachdem wir besonders knifflige Engstellen wie den Tropfstein-Schluf hinter uns gebracht hatten, waren wir nach 300 Metern doch erfreut, auf die weiteren Gangteile mit klarem Wasser zu stossen. Die bereits im Schlammsiphon gemachten Vermutungen über den Wasserstand bestätigten sich im Wassergang. Andreas erklärte, er habe den Halb-Siphon noch nie so weit offen gesehen.
Am Führungsseil entlang hangelten wir uns und das Material durch die wassererfüllte Engstelle, die sich jedoch bald zu einem schönen, aufrecht begehbarem Wassergang vergrössert. In der „Adam und Eva“-Halle machten wir dann kurz Rast, um uns vor der bevorstehenden Vermessung im Bereich der Plattenhalle zu erholen und etwas zu essen. Dabei gab es auch die Gelegenheit, sich eindrucksvolle Versinterungen und einen Kamin anzuschauen.
Bei der Vermessung kamen wir gut voran, schlussendlich konnten wir einen Polygonzug von über 90 Meter Länge aufnehmen. Danach machten wir uns, die Wetterlage im Hinterkopf, recht zügig wieder auf den Rückweg. Erst nach dem Wassergang machten wir wieder Rast, um nochmals Kräfte für die letzten 300 Schluf-Meter zu sammeln. Diese erwiesen sich denn auch als das härteste Stück der gesamten Befahrung.
Glücklich, nach etwas mehr als 10 Stunden wieder das „Tageslicht“ zu erblicken, zeigte sich die Welt draussen eher von ihrer unfreundlichen Seite. Stockfinstere Nacht kombiniert mit Dauerregen und einem recht spürbaren Temperatursturz.
Dementsprechend schnell löste sich die Befahrungsgemeinschaft dann auch nach einer rudimentären Reinigung im nahen Bach auf, um im wenigstens trockenen Auto den Heimweg anzutreten.
Der Hohle Stein, der vor kurzem bei den Eberstadter Höhlentagen 2005 einem breiten Publikum bekannt gemacht wurde, bietet noch viel Potential und wird wohl bis zu seiner abschliessenden Erkundung,Vermessung und Dokumentation noch mehr als eine Höhlenforschergeneration beschäftigen.
Jörn Groos, Höhlenforschergruppe Karlsruhe Sep. 2004, aktualisiert Dez. 2005