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Fortbildung in Obwalden 2024

Vom 8. bis 11. August 2024 führte der Höhlenforscherverein Karlsruhe eine Ausbildungstour in die Region Melchsee-Frutt in den Urner Alpen der Schweiz durch. Sechs Vereinsmitglieder nahmen an der Tour teil, die auf etwa 2000 m Höhe im Berggasthaus Tannalp stattfand. Im Fokus standen verschiedene Aspekte der Höhlenforschung, wie Geologie, Seiltechnik und Orientierung in alpinem Gelände. Die Tour bot praxisnahe Möglichkeiten, um das Wissen und die Fähigkeiten der Teilnehmer zu erweitern.

Tag 1: Anreise und theoretische Einführung

Schachthöhle mit Eispfropfen Am 8. August reisten die Teilnehmer ins Berggasthaus Tannalp. Nach dem Einrichten des Basislagers begann der erste Ausbildungstag mit einer theoretischen Einführung. Themen waren die geologischen Unterschiede zwischen den Alpen und Mittelgebirgen, besonders die Verkarstung, die zur Entstehung der Höhlen führt. Auch wurde auf die Rolle von Gletschervorstößen, Permafrost und der Baumgrenze bei der Höhlenbildung eingegangen.

Tag 2: Erkundung der Chrummegghöhle und Orientierung im alpinen Gelände

Am 9. August starteten die praktischen Übungen mit der Erkundung der Chrummegghöhle, die über zwei Eingangsschächte zugänglich ist. Der Tag begann mit einem Orientierungstraining im weglosen Gelände. Die Teilnehmer erlernten und vertieften Techniken zur Navigation mit Karte und GPS.

Die Befahrung der Chrummegghöhle bot den Teilnehmern eine hervorragende Gelegenheit, ihre Seiltechniken zu erproben, insbesondere bei der Sicherung an natürlichen Aufhängungen. Beide Eingangsschächte wurden genutzt, um den Einstieg und die Befahrung dieser alpinen Höhle zu üben, während gleichzeitig geologische Aspekte der Höhlenbildung besprochen wurden.

Tag 3: Fikenloch und Erkundung unbekannter Höhlen

Am 10. August führte die Gruppe eine anspruchsvolle Wanderung zum Fikenloch auf 2383 m Höhe an der Kantonsgrenze durch. Nach dem Aufstieg gab es direkt am Höhleneingang eine theoretische Schulung. Der Schwerpunkt lag auf der Vermeidung von Rettungssituationen am Seil und dem richtigen Verhalten in Gruppen bei herausfordernden Bedingungen. In einer angeregten Diskussion wurden wertvolle Einsichten über die Zusammenarbeit und das Sicherheitsmanagement in alpinen Höhlensystemen gewonnen.

Das Fikenloch selbst konnte ohne den Einsatz von Seiltechnik befahren werden, da die Höhle gut zugänglich war. Im Inneren gab es entgegen der Erwartungen keinen Schnee oder Eis, was die Erkundung erleichterte. Stattdessen konnten sich die Teilnehmer auf die Dokumentation der Höhle und die geologischen Besonderheiten konzentrieren.

Am Nachmittag widmete sich die Gruppe der Suche nach unbekannten Höhlen in der Umgebung. Mehrere kleinere Höhlen und Kluftsysteme wurden aufgefunden. In diesen neu Höhlen kamen die 8-mm-Seile zum Einsatz, da einige Zugänge und tiefe Spalten nur durch Abseilen erreicht werden konnten. Die Bedingungen in diesen Höhlen waren deutlich anspruchsvoller, da eisige Winde durch die engen Klüfte zogen und die Erkundung erschwerten. Dies stellte die Teilnehmer vor zusätzliche Herausforderungen und bot wertvolle Erfahrung im Umgang mit kalten und unwirtlichen Bedingungen.

Tag 4: Abschluss und Rückreise

Am 11. August, dem letzten Tag der Tour, wurde das Basislager abgebaut und die Teilnehmer reflektierten gemeinsam die Erfahrungen der letzten Tage. Besonders die praktischen Erkundungen und die Beherrschung der Seiltechnik in herausfordernden Höhlensystemen wurden positiv hervorgehoben. Nach einer abschließenden Wanderung durch die beeindruckende Landschaft von Melchsee-Frutt machten sich die Teilnehmer auf den Rückweg nach Karlsruhe.

Fazit

Die Ausbildungstour des Höhlenforschervereins Karlsruhe nach Melchsee-Frutt war ein großer Erfolg. Die Kombination aus theoretischem Unterricht und praktischer Höhlenerkundung, insbesondere der Befahrungen des Fikenlochs und der neu gefundenen Höhlen, bot den Teilnehmern wertvolle Lernmöglichkeiten. Besonders die Schulung im Umgang mit Seiltechnik und das Erleben der eisigen Bedingungen in den entdeckten Höhlen stärkte die Fähigkeiten der Teilnehmer und förderte den Zusammenhalt der Gruppe. Die Tour war nicht nur eine Gelegenheit, das eigene Wissen zu erweitern, sondern auch ein unvergessliches Erlebnis in der faszinierenden Welt der alpinen Höhlenforschung.