Höhlenbefahrungen in der Literatur
- Walker, Martin: Bruno, Chef de police.
Originalausgabe London 2008. Deutsch: Zürich 2009, Diogenes Verlag, ISBN 978-3-257-24046-7, Taschenbuch 9,90 €.
Athmosphärisch dichter Kriminalroman um den sympathischen Polizeichef Bruno Courreges aus Saint-Denis im Perigord (Südwestfrankreich). Gleich der erste Fall für Bruno ist ein Mord, welchen er zusammen mit Kollegen aus der Regionalzentrale in Perigueux zu lösen hat. Zusätzlich erhält Bruno Unterstützung durch die örtliche Bevölkerung, deren Charaktere liebevoll und treffend geschildert sind. Der Leser erfährt nicht nur einiges über die Unterschiede zwischen police municipale, police nationale und gendarmerie - deren Zuständigkeiten und Organisationsstrukturen für Nichtfranzosen erstmal verwirrend sind - sondern er wird auch ausgiebig über die lokalen Spezialitäten, wie pate de fois gras (Stopfleberpastete), rillettes de porc (aus Schweinefleisch), vichyssoise (Kartoffelsuppe), tete de veau (Kalbskopfgericht), crottin (Ziegenkäse), tarte aux pommes (Apfelkuchen), omelette aux truffes (Trüffelomelette), tartelette au citron (Zitronentörtchen), diverse mousses und confits (eingelegtes Fleisch), zudem vin de noix (Walnußwein/~schnaps), Monbazillac (süßer Dessertwein) und allerhand andere erlesene Tröpfchen unterrichtet.
Der Mordfall ist nah am Zeitgeschehen angesiedelt (neue EU-Hygienevorschriften für Lebensmittel, typische französische Nationalfeiertage, Integration der Zuwanderer aus Nordafrika, Faschisten des Front National, Chasse-Partei, Kommunisten, Demonstrationen und Drogendealerei…); die Aufklärung des Mordes finden die Ermittler jedoch in der Vergangenheit des zweiten Weltkriegs (Resistance) und des Algerienkrieges.
Die Grotte du Sorcier ist dabei nur Kulisse für ein Rendezvous Brunos mit einer Dame. Leider wird hier eine Höhlenbefahrung mit zwei Fackeln (!) beschrieben. Dies ist sicherlich historisch korrekt insoweit die Künstler der Steinzeit gewiß ebenfalls offenes Feuer zur Beleuchtung nutzten. Es ist allerdings unter modernen konservatorischen und Höhlenschutz-Gründen unverantwortlich mit rußenden Fackeln eine derartig wichtige Höhle mit kunsthistorisch bedeutsamen Gravierungen des Magdalenien mit Ruß zu verschmutzen (Weltkulturerbe der UNESCO)!
Eine interessante Webseite zur Höhle findet man unter: Grotte du Sorcier