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Erich Knust, Vorsitzender von 1971 bis 2021
Nachruf: Erich Knust, ein Karlsruher Höhlenforscher der ersten Stunde
Geboren: 26.08.1947 in Karlsruhe
Gestorben: 06.07.2021 in Karlsruhe
Erich führte die Höhlenforschergruppe Karlsruhe nahezu 50 Jahre. „Durch seine ausgleichende Art und sein uneingeschränktes Interesse an allen Aktiven sowie an allen Aktivitäten in der Gruppe gelang es ihm immer wieder, gegensätzliche Strömungen zu verbinden… Erich konnte nichts erschüttern.“ – zitiert aus: 30 Jahre Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Mitteilungen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Heft 13, 1994, Seite 79.
Die Höhlenforschergruppe Karlsruhe
Die Höhlenforschergruppe Karlsruhe (HFG Karlsruhe) wurde 1963 gegründet, Erich Knust war von Anfang an dabei und war Vorsitzender seit 1971. Seit 1969 ist die Karlsruher Höhlenforschergruppe Mitglied im Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. Zunächst waren die wenigen Gruppenmitglieder eher Höhlengänger mit rein touristischem Interesse. Unter Erichs Ägide wuchs die Gruppe auf 113 Mitglieder*innen aus In- und Ausland an, darunter Schüler*innen, Studierende, Rentner*innen, Berufstätige aus allen Bereichen, vom Handwerk bis zur Hochschul-Wissenschaft. Erich war der Kitt, der die Gruppe zusammen hielt durch monatliche Treffen und die Organisation von Exkursionen, z.B. jährlich die Fischbacher Forschungswochen oder die Forschungswochenenden Kastel (Kreis Trier-Saarburg). Sein gutes Gedächtnis und der Sinn für Details halfen ihm sowohl bei der Feldforschung als auch bei der Führung der Höhlenforschergruppe. Niemand wurde vergessen und alle Gruppenmitglieder wurden mitgenommen und integriert. Ihre unterschiedlichen Meinungen führte Erich zu einem Ergebnis zusammen. Unvergessen ist seine sympathische Art, selbst unliebsame Aufgaben zu verteilen.
Besonders beliebt waren seine über alle 50 Jahre regelmäßig verschickten monatlichen Rundschreiben. „Wer sonst außer ihm könnte die monatlichen Mitteilungen der Höhlenforschergruppe mit so viel Engagement, Ironie und so viel Wortgewandtheit zu Papier bringen? Wer sonst könnte so viele neue Begriffe erfinden, und wer sonst könnte sich so geschickt zweideutig ausdrücken?“ (aus 30 Jahre Höhlenforschergruppe Karlsruhe, s.o.).
Unter seiner Leitung traten Mitte der 70er Jahre forschende Tätigkeiten mehr in den Vordergrund: Katasterarbeit in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Untersuchung von Höhlenwässern, archäologische Grabungen in der Kanzelfelshöhle in der Pfalz und in den Eichertsfelshöhlen im Saarland, Vermessung und Dokumentation von Höhlen, Dolinen und Felsdächern, Bergwerken, Burgbrunnen, unteririschen Anlagen des Westwalls, Luftschutzkellern, alten Gewölbekellern und Mardellen. Dabei kooperierte Erich national und international mit anderen Höhlenforschern und Fachleuten aus Natur- und Denkmalschutz. Seit 1977 publiziert die HFG ihre Forschungsergebnisse in gebundener Form. Viele dieser 29 Bände stammen aus Erichs Feder und fast alle haben ihn als Schriftleiter. (Alle Publikationen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe sind aufgelistet unter www.hfgkarlsruhe.de/forschung/veröffentlichungen). Dreimal hatte Erich Speläo Südwest organisiert: 1978 in Niedersimten in der Pfalz, 1996 in Oberwürzbach im Saarland und 2008 in Niederschlettenbach, wiederum in der Pfalz.
Katasterarbeit
1974 wurde die damalige Bundesrepublik Deutschland in Katastergebiete aufgeteilt. Erich wurde in Abwesenheit zum Katasterführer des Höhlenkatastergebietes Rheinland-Pfalz/ Saarland gewählt, das alle deutschen Landesteile links des Rheins und rechts der Mosel umfasst. Obwohl nicht im Katastergebiet wohnend, fiel ihm dieses zu, da es zum damaligen Zeitpunkt weder in Rheinland-Pfalz noch im Saarland organisierte Höhlenforscher gab. Leider vergaß man dann, ihn über seine Wahl zu informieren, von der er dann erst 1976 und durch Zufall erfuhr. Sofort begann er mit der Erfassung von Literatur, Höhlen und künstlichen Hohlräumen. Zunächst noch auf Karteikarten, später in dBase und inzwischen weitgehend in den Office-Programmen hat er 728 Höhlen (einschließlich Felsdächern) und 3591 künstliche Hohlräume erfasst. Zu nahezu allen Objekten gibt es ein Info-Blatt mit Koordinaten, Zugangs- und Objektbeschreibung, Höhlenplan oder -skizze und allem weiteren Wissenswerten. Zudem koordinierte Erich Knust die Dolinenkataster in Deutschland mit 4351 Einträgen. Unermüdlich war er in „seinem“ Katastergebiet mit Messgeräten, Kamera und Schreibbrett unterwegs und dokumentierte seine Feldforschungen. Er war so vertraut mit der Gegend, dass es fast unmöglich erschien, ihm eine Neuerung vorzutragen, denn Erich war es bereits bekannt. Zu seinem Nachlass gehören zwei vollgefüllte Hängeregister-Schränke und mehrere Dutzend Ordner mit veröffentlichten und unveröffentlichten Dokumenten.
Neben Naturhöhlen befasste er sich auch mit den verschiedensten Spuren historischen Bergbaus. Besonders zu nennen sind die Kupfer- und Silbererzgruben am Donnersberg und die Eisenerzgruben auf dem Schlettenbacher Gangzug, bei denen seine Forschungen von der Südpfalz bis ins benachbarte Elsass reichten. Leider war ihm die Veröffentlichung mehrerer Bände über diesen Gangzug nicht mehr vergönnt. Sein Interesse an Montanhistorie zeigte sich privat auch an einer umfangreichen Sammlung historischer Karbidlampen.
Ebenfalls im Pfälzerwald beschäftigte er sich zusammen mit weiteren Höhlenforschenden intensiv mit unterirdischen Wasserversorgungsanlagen: Quellfassungen und Wassersammel- und -fortleitungsstollen, den Wasserversorgungen von Burgen und Hofstellen durch Brunnenschächte und unterirdische Wasserleitungen. In den Heften der HFG Karlsruhe Nr. 18, 20 bis 22 und 25 werden die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten vorgestellt.
Erichs Wunsch war es, den bereits im Manuskript vorliegenden Band „Das unterirdische Durlach“ (Bergbau, Wasserleitungsstollen, Bier- und Eiskeller, geplante Mitteilungen 30) noch fertig zu stellen. Dazu kam es nun leider nicht mehr.
In Vorträgen und bei Studienexkursionen faszinierte und verblüffte Erich Laien und Fachpublikum gleichermaßen mit seinem umfangreichen Wissen, z.B. die Mineralogen Karlsruhe bei ihren geowissenschaftlichen Treffen.
Erich Knust war Gründungsmitglied und Vorsitzender des 2012 gegründeten Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung Rheinland-Pfalz e.V. Bereits vor über einem Vierteljahrhundert war es für die meisten von uns Gruppenmitgliedern rätselhaft und bewundernswürdig, wie diese viele Arbeit von Erich zu schaffen war. Dies gelang ihm vermutlich auch, weil er fest mit beiden Beinen auf der Erde stand. Denn wie er einmal selbst sagte, kommt vor der Höhlenforschung die Familie mit seiner Frau Elke, den Söhnen Gregor und Julian und einem kleinen Enkelkind.
Wer Erich gekannt hat, wird ihn sein ganzes Leben lang nicht vergessen.
Text: Dieter Weber, Wolfgang Grimberg, Bele Bätz, alle HFG Karlsruhe.
Fotografien: Abb.1, 3 und 4 Jörg Zahlmann, HFG Karlsruhe. Abb. 2: Nachlass Erich Knust
Nachruf "Die Rheinpfalz"
- Nachruf Erich Knust: Ein Kenner der pfälzischen Stollen und Höhlen. Die Rheinpfalz, Albert Nagel, 20. Juli 2021.